Kommentar zum BVaDiG

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Das neue Berufsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz: Eine Bedrohung für das Handwerk

Ein Kommentar von Thomas Rappmann, Vorstandsmitglied der Innung Sanitär-Heizung-Klimatechnik Frankfurt am Main und Angestellter bei Kämpf + Co. innovative Haustechnik GmbH aus Frankfurt am Main.

Mit dem kürzlich verabschiedeten Berufsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz (BVaDiG) sieht sich das deutsche Handwerk vor eine neue, unerwartete Herausforderung gestellt. Das Gesetz erlaubt ab 2025, dass Menschen ohne formale Ausbildung ihre beruflichen Fähigkeiten zertifizieren lassen können. Was auf den ersten Blick als Chance zur Integration und Anerkennung informell erworbener Kompetenzen erscheint, könnte sich bei genauerem Hinsehen als schwerwiegende Bedrohung für unser Handwerk und insbesondere für meisterpflichtige Gewerke wie das des Anlagenmechanikers herausstellen.

Als Vertreter der Innung Sanitär-Heizung-Klimatechnik Frankfurt am Main sehe ich diese Entwicklung mit großer Besorgnis. Die Meisterpflicht und die damit verbundenen Anforderungen an eine fundierte, mehrjährige Ausbildung haben sich in Deutschland über Jahrzehnte bewährt. Sie garantieren nicht nur die Qualität der handwerklichen Arbeit, sondern sind auch ein entscheidendes Kriterium für die Sicherheit und Zuverlässigkeit der erbrachten Leistungen. Dieses Qualitätsmerkmal droht nun, durch die Möglichkeit der Zertifizierung ohne formalen Ausbildungsweg, massiv entwertet zu werden.

Es kann nicht sein, dass jemand, der sich ohne jegliche Ausbildung durchschlägt und möglicherweise eine dennoch glaubwürdige Geschichte über seine Fähigkeiten vorweist, am Ende dieselben Rechte erhält wie ein ausgebildeter Anlagenmechaniker. Eine Zertifizierung auf Basis solcher Erfahrungen untergräbt den Wert der Meisterausbildung und sendet ein fatales Signal an die nächste Generation von Handwerkern: Warum eine fast vierjährige Ausbildung durchlaufen, wenn man auch ohne diese denselben Status erreichen kann?

Die Konsequenzen wären verheerend. Junge Menschen könnten sich verleitet sehen, auf eine fundierte Ausbildung zu verzichten, um sich direkt als Hilfsarbeiter anzustellen, in der Hoffnung, in ein paar Jahren durch das Zertifikat einen vollwertigen Berufsabschluss zu erhalten. Die Qualität und Sicherheit der handwerklichen Arbeit, die in Deutschland so hoch geschätzt wird, würden darunter erheblich leiden. Hinzu kommt, dass der Wert des Meistertitels, der bislang als Gütesiegel für Exzellenz galt, untergraben wird.

Es ist dringend erforderlich, dass die Politik die potenziellen negativen Auswirkungen dieses Gesetzes auf das Handwerk überdenkt. Die Förderung von Qualifizierung und Anerkennung von Berufsabschlüssen ist wichtig, aber sie darf nicht auf Kosten der Qualität und Sicherheit in den meisterpflichtigen Gewerken geschehen. Die Innung Sanitär-Heizung-Klimatechnik Frankfurt am Main fordert daher Nachbesserungen am BVaDiG, die sicherstellen, dass die Meisterpflicht und der Wert einer fundierten Ausbildung auch in Zukunft gewahrt bleiben.

Das Handwerk hat in Deutschland eine lange Tradition und steht für höchste Qualität und Verlässlichkeit. Es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung, dieses Erbe zu bewahren und nicht durch vermeintlich gut gemeinte, aber kurzsichtige gesetzliche Regelungen aufs Spiel zu setzen.

 

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