Nur in 0,01 Prozent aller Brände in Deutschland aus den vergangenen Jahren war Polystyrolschaum aktiv beteiligt. Das geht aus der Auswertung der „Zusammenstellung von Brandereignissen in Verbindung mit WDVS“ hervor, die das Energieinstitut Hessen im September veröffentlicht hat. Diese Liste umfasst alle seit 2012 von deutschen Feuerwehren freiwillig gemeldeten Brände, bei denen Polystyrolschaum beteiligt war. Sie umfasst insgesamt 108 Brandfälle aus 16 Jahren.
Laut Energieinstitut handelt es sich bei zwanzig Prozent der Fälle um Fehleinträge, weil zum Beispiel ein anderes Dämmsystem am Brand beteiligt war; in 53 Prozent der Fälle war das Polystyrol nicht aktiv am Brand beteiligt, sondern wurde selbst in Mitleidenschaft gezogen und brannte nicht mit. In 14 Prozent der Fälle brannte das Polystyrol zwar, hatte aber keine Auswirkung auf den Brandverlauf.
An den verbleibenden neun Prozent war das Polystyrol beteiligt, seine Rolle ist jedoch nicht immer abschließend geklärt. Gemessen an den 180 000 Brandfällen im Jahr in Deutschland sind diese zehn Fälle die eingangs genannten 0,01 Prozent. Zudem habe es noch nie Todesfälle auf Grund von Polystyrol-Beteiligung am Brand gegeben, so das Energieinstitut. Demnach werde Polystyrol zu Unrecht als Brandgefahr dargestellt.
Als größte Brandgefahren macht das Energieinstitut Hessen in Übereinstimmung mit dem Deutschen Feuerwehrverband Autos vor und unter Fassaden, Mülltonnen an Fassaden, hölzerne Dächer, Carports und Schuppenanbauten, hölzerne Treppenhäuser und die Brandursachen im Innern von Häusern von Kurzschluss bis menschlichem Fehlverhalten aus.
Demnach würde die Zahl der Brandfälle auch bei einem deutschlandweiten Umstieg auf ein anderes Fassaden-Dämmmaterial nicht sinken. „Möglicherweise liegt der Schlüssel zu noch weniger Bränden in einer anderen Müllpolitik mit verordneter Einhausung von Müllcontainern an Fassaden, überlegteren Aufstellorten für PKW, behördlichem Eingriff bei verwahrlosenden Wohngebäuden, wie in Dortmund und Duisburg“, schreibt das Energieinstitut in einer Mitteilung. Dies ändert gleichwohl nichts daran, dass Brände, an denen Polystyrolschaum aktiv beteiligt ist, die Feuerwehr vor Herausforderungen stellt, da sich die Brände rasant ausbreiten und enorm rauchintensiv sind.
Zur Minimierung des Brandrisikos empfiehlt der Deutsche Feuerwehrverband bewegliche Brandlasten wie Mülltonnen und Autos in nicht brennbare Einhausungen unterzubringen, brennbares Material auf Baustellen entweder in ausreichendem Sicherheitsabstand zu bewohnten Gebäuden oder in brandsicheren Einhausungen aufzubewahren sowie das Erdgeschoss auch von niedrigen Gebäuden grundsätzlich mit nicht brennbaren Dämmsystemen zu verkleiden, um im Brandfall ein Übergreifen von Flammen über das Erdgeschoss auf höher liegende Geschosse zu verhindern. Vorschrift ist nicht brennbares Dämmmaterial erst ab einer Gebäudehöhe von 22 Metern.