Frankfurt am Main, 14.04.2022: Längst ist der Klimawandel in den deutschen Städten angekommen. Doch nicht nur die steigenden Temperaturen im Sommer sind für die Menschen eine Herausforderung. Auch die Belastung durch Feinstaub und Stickoxide nimmt immer weiter zu. Dennoch gibt es Mittel und Wege, die Stadt an die neue Zeit anzupassen – zugunsten der Artenvielfalt im urbanen Raum.
Vor allem im Sommer sind die Unterschiede deutlich zu spüren: Wenn sich Beton- und Asphaltflächen durch einfallendes Sonnenlicht unangenehm aufheizen, bleiben die Menschen am liebsten im sprichwörtlich grünen Bereich. Parks, Bäume und Pflanzen dienen vielen Tieren nicht nur als Lebensraum und Nahrungsquelle. Sie verbessern auch das Stadtklima, filtern Keime und Schadstoffe aus der Luft und spenden angenehmen Schatten und wichtige Verdunstungskühle. In diesem Zusammenhang ist es nur konsequent, dass die Stadt Frankfurt den geschotterten Vorgärten den Kampf angesagt hat. „Wir haben in drei Dürresommern erlebt, wie stark sich die Stadt aufheizen kann“, brachte es Umweltdezernentin Rosemarie Heilig im vergangenen September auf den Punkt. Doch nicht nur die horizontalen Flächen sind längst in den Fokus der Verantwortlichen gerückt. Die Dach- und Fassadenbegrünung ist ein weiterer wichtiger Baustein für eine lebenswerte Großstadt.
So wirkt sich die grüne Klimaanlage auf das Umfeld aus
Die Schaffung lebendiger Grünflächen an und auf Gebäuden gehört zu den klima- und umweltschützenden Maßnahmen, deren Wirkung sofort zu spüren ist. Und dies in gleich in mehrfacher Hinsicht:
Mikroklima: Die Begrünung von Dach und/oder Fassade wirkt dem sogenannten urbanen Hitzeinseleffekt wirksam entgegen. Begrünte Flächen absorbieren das eintreffende Sonnenlicht, ohne es als Wärmestrahlung zu reflektieren. Je nach Bebauungsstruktur und Art der Begrünung ist dieser Effekt unterschiedlich stark zu spüren.
Wärme- und Kälteschutz des Gebäudes: Schornsteinfeger sowie Fachunternehmen aus der Energieberatung verweisen gerne auf die schützende Wirkung der grünen Hülle. Im Sommer hält die lebendige Fassade einen großen Teil der Hitze ab, im Winter bietet sie einen messbaren Kälteschutz.
Luftqualität und Artenvielfalt: Pflanzen filtern und binden Feinstaub, Stickoxide und Schadstoffe vieler Art aus der Luft. Auf diese Weise sorgen sie für eine bessere Luftqualität, während sie gleichzeitig eine Heimat für zahlreiche Insekten, Vögel und andere Kleinlebewesen darstellen. Selbst die Honigbiene fühlt sich in dieser Umgebung so wohl, dass auch in der Großstadt immer mehr Bienenvölker angesiedelt werden.
Schallschutz: Grünflächen auf und an Gebäuden haben eine schallreduzierende Wirkung. Ähnlich wie bei Sonnenlicht und Schadstoffen nehmen die Pflanzen den eintreffenden Schall auf, werfen ihn aber nicht wieder zurück. Der großstädtische Lärm wird durch die Pflanzen also signifikant verringert und die Lebensqualität gesteigert.
Regenwassermanagement: Niederschläge erfolgen in Deutschland immer unregelmäßiger. Die Sommer sind zunehmend geprägt von Phasen lang andauernder Trockenheit, immer wieder unterbrochen durch Starkregen. Die Bepflanzung an und auf Gebäuden dient hier als natürlicher Puffer. Durch die Speicherung von Regenwasser wird die Kanalisation entlastet, bei trockener Witterung zehrt das natürliche Grün aus den Vorräten in seinem Untergrund.
Förderprogramm für Dach- und Fassadenbegrünungen
Grundsätzlich ist eine Fassadenbegrünung bei nahezu allen Gebäuden mit intakter Bausubstanz möglich. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass die lebendige Fassade Betreuung und Pflege erfordert. Wer sich nicht selbst mit Aufgaben wie Rückschnitt, Düngung oder Bewässerung befassen möchte, kann sich auch an ein Fachunternehmen wenden.
Um „mehr Grün für ein besseres Stadtklima“ zu erreichen, hat die Stadt Frankfurt das Programm „Frankfurt frischt auf“ ins Leben gerufen. Vom Hinterhof über das Flachdach bis zur Fassade sollen in der Zukunft möglichst viele Flächen zu einem verbesserten Stadtklima beitragen. Dafür bietet die Stadt nicht nur eine sachkundige Beratung und Hilfe an, sondern lockt auch mit finanzieller Unterstützung für private Hauseigentümer und Grundstückseigentümer:innen, Unternehmen und Wohnungsbaugesellschaften: „Gefördert werden neu angelegte Dach-, Fassaden- und Hinterhofbegrünung, Investitionen zur Verschattung von Gebäuden (z.B. Bäume, Pergolen, Sonnensegel) mit Wirkung auf den öffentlichen Raum sowie die Installation öffentlich zugänglicher Trinkbrunnen. Es werden bis zu 50 Prozent der förderfähigen Kosten, höchstens 50.000 Euro pro Maßnahme oder Liegenschaft, erstattet.“